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Ordensleben in der Diözese Würzburg

Redemptoristen-Kloster Keesburg schließt nach 70 Jahren

Bischof Julius Döpfner holte in den 1950er Jahren die Redemptoristen in den Würzburger Stadtteil Keesburg. Ende Juli verlassen die letzten vier Ordensbrüder den Standort. Pfarrer Sven Johannsen, Pfarrvikar Manuel Thomas und Mariannhiller-Pater Mario Muschik wechseln im Sommer in die Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost.

Pater Fritz Vystrcil blickt mit gemischten Gefühlen auf seine 13 Jahre in Würzburg zurück: „Ich war nicht ganz glücklich, als ich damals hierher versetzt wurde“, gibt der 56-Jährige zu. Er wäre lieber in Österreich geblieben. Im Jahr 2011 seien die Redemptoristen-Ordensprovinzen Wien und München noch getrennt gewesen. In Würzburg mussten deutschsprachige Studenten aus Deutschland und Österreich betreut werden, deshalb gab es immer mindestens einen österreichischen Pater im Kloster St. Alfons im Stadtteil Keesburg. Fritz Vystrcil zog also von Niederösterreich nach Unterfranken – und wurde am Main von Anfang an bestens aufgenommen: „Ich bin zutiefst verwachsen mit den Menschen hier“, sagt der Seelsorger heute, und: „Es wird sicher ein schwerer Abschied.“

Pater Fritz Vystrcil ist seit 2017 Pfarradministrator der Pfar­reiengemeinschaft Würzburg-Ost und seit 2019 Rektor des Klosters St. Alfons. Für den letzten Pfarrbrief seiner Amtszeit beschäftigt er sich gerade intensiv mit der Geschichte des Klosters: Weil die so genannte Hindenburg-Siedlung südöstlich des Stadtteils Frauenland immer weiter wuchs, ließ der damalige Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried bereits 1941 ein Grundstück für den Bau einer Kirche und mehr kaufen.

Kirche wurde 1954 geweiht

Zunächst sei die Ansiedlung von Jesuiten geplant gewesen. 1951 wurde die Kirchenstiftung St. Petrus Canisius gegründet, die heute noch auf dem Papier existiere. Allerdings sagte Bischof Dr. Julius Döpfner schon kurz danach den Redemptoristen den Bau eines Klosters zu, mit der Verpflichtung, die Seelsorge für die neue Pfarrei zu übernehmen. Benannt wurden Kirche und Kloster nach dem Ordensgründer der Redemptoristen, dem heiligen Alfons von Liguori.

Text von Ralf Ruppert

Bereits 1953 seien die ersten Redemptoristen eingezogen und hätten zunächst in einer Notkirche Gottesdienste gefeiert, erzählt Pater Fritz Vystrcil. 1954 wurde dann am 23. Mai offiziell die Pfarrei installiert und am 7. November die Kirche geweiht. Die Erlöserschwestern hätten das Pfarrbüro und den Kindergarten im Keller des Pfarrhauses betreut. „Das wäre heute undenkbar“, fasst Vystrcil die Zustände damals zusammen. Erst 1962 wurden der neue Kindergarten und das Pfarrheim eingeweiht. Erster Pfarrer der neuen Pfarrgemeinde wurde 1954 Pater Franz Lutz, ihm folgten ab 1959 Pater Alfred Hochwimmer, ab 1975 Pater Josef Meyer, ab 1996 Pater Josef Schwemmer, ab 2003 Pater Gerald Hanke und ab 2006 Pater Bernd Wagner.

2009 wurde die Pfarreiengemeinschaft mit St. Nikolaus Gerbrunn gebildet, mittlerweile gehören St. Barbara und Unsere liebe Frau in Würzburg, St. Vitus in Rottendorf sowie St. Cosmas und Damian in Rothof zur Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost. Das Kloster St. Alfons habe bis zu zwölf Mitbrüder beherbergt, aktuell seien es noch ein Bruder und drei Patres, also Priester. Die Gemeinde St. Alfons sei von bis zu 2500 Mitgliedern auf heute noch rund 1600 geschrumpft. „Wir haben auch immer wieder in Kliniken, Seniorenheimen und in der Stadt mitgearbeitet“, berichtet Fritz Vystrcil.

Nur selten im Habit unterwegs

Auftrag der Redemptoristen sei die Gemeinde- und Volksmission, berichtet der Seelsorger. Eine Besonderheit des Klosters auf der Keesburg sei, dass hier viele heimatvertriebene Patres eine neue Heimat gefunden hätten. Auch er selbst habe familiäre Wurzeln in Osteuropa, sagt der Priester mit Blick auf seinen Familiennamen. „Wir haben zwar einen Habit, aber wir tragen ihn selten“, fasst der Redemptorist das Selbstverständnis seines Ordens zusammen. Und: „Ich schäme mich nicht meines Priestertums, aber ich muss es nicht ständig zur Schau tragen.“ Viel wichtiger seien Begegnungen auf Augenhöhe.

„Auch wir werden immer weniger“, fasst Vystrcil die Situation bei den Redemptoristen zusammen. 2015 wurden deshalb die Ordensprovinzen Wien und München zusammengelegt. Auch in seiner Heimat Österreich wurden mehrere Standorte geschlossen. Allerdings sei das nicht der einzige Grund für die Schließung von St. Alfons, betont Pater Vystrcil: „Es begann damit, dass der Umgangston des Bistums mit uns als Orden immer unfreundlicher wurde.“ 2022 sei zunächst der Gestellungsvertrag für eine halbe Stelle gekündigt worden. Zudem hätte Pater Martin König außerhalb der Pfarreiengemeinschaft eingesetzt werden sollen. „Es ist nicht denkbar, dass Pater Martin die Pfarreiengemeinschaft verlässt“, betont Rektor Fritz Vystrcil, und: „Es ging uns nicht primär ums Geld, sondern es kam so an, dass unsere Arbeit als Kloster nichts mehr wert ist.“

Abschiedstour durch die Gemeinden

Im Mai 2023 sei deshalb entschieden worden, den Standort Würzburg aufzugeben. „Es gab noch Versuche, uns umzustimmen, aber das kam zu spät“, sagt Vystrcil. Im Gespräch sei damals sogar gewesen, gleich im September 2023 zu gehen, allerdings verlängerten die Redemptoristen zunächst bis Ende Juni 2024 und mittlerweile bis Ende Juli 2024, um das Schuljahr noch abzuschließen. Seit Mitte Juni sind die Redemptoristen auf Abschiedstour bei Pfarrfesten in der Pfarreiengemeinschaft, unter anderem am 30. Juni in St. Alfons. Bischof Dr. Franz Jung kommt am Samstag, 27. Juli, um 18 Uhr zu einer Vesper in die Kirche St. Alfons. Eigentlich sei ein Termin am 1. August, dem Namenstag des heiligen Alfons, geplant gewesen, allerdings pilgert der Bischof am 28. Juli mit den Ministranten nach Rom.

Bischof würdigt langes Wirken

„Mir ist es wichtig, die 70-jährige Tätigkeit der Gemeinschaft wertzuschätzen“, sagt der Bischof: „Von St. Alfons aus haben mehrere Generationen von Redemptoristen in die Stadt und das Bistum Würzburg hinein gewirkt. Ich erinnere nur an Pater Johannes Römelt, der am 9. März 2024 völlig unerwartet verstorben ist. Er hat viele Studierende an der theologischen Fakultät begleitet und die Moonlight-Mass mitbegründet.“   Weiter ist es dem Bischof wichtig, in die Zukunft zu blicken: „Was wir als Bistum tun konnten, als die Redemptoristen sich nicht mehr umstimmen ließen, war, für eine gute Nachbesetzung zu sorgen.“ Zum 1. August wechselt Pfarrer Sven Johannsen (52), noch Kurator des Pastoralen Raums Lohr am Main, als Pfarradministrator in die Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost. Ihm folgen zum 1. September Pfarrvikar Manuel Thomas (31), aktuell Kaplan in Lohr am Main, und Mariannhiller-Pater Mario Muschik (50). Um die Kommunikation mit allen Ordensgemeinschaften zu verbessern, seien im vergangenen Jahr zudem Domvikar Paul Weismantel und Schwester Johanna Ankenbauer zu neuen Ordensreferenten ernannt worden.

„Aus meinen bisherigen Gesprächen habe ich herausgehört, dass die Gemeinden den Dienst der Redemptoristen sehr geschätzt haben und den Weggang der Patres sehr bedauern. Das kann ich gut verstehen“, kommentiert Pfarrer Johannsen die Situation. Aus seiner Sicht seien die Gemeinden „seelsorglich gut betreut“ worden. „Mit Pater Fritz bin ich in gutem Einvernehmen und kann auch bestätigen, dass er mir hilft, wo er kann“, betont Johannsen.

Kloster wird wohl abgerissen

Und wie geht es jetzt weiter? Pater Fritz Vystrcil wechselt als Rektor ins Redemptoristen-Kloster Attnang-Puchheim im Bistum Linz in Oberösterreich. Neuer Einsatzort der Patres Martin König und Bernd Wagner ist der Wallfahrtsort Schönenberg in Ellwangen (Diözese Rottenburg-Stuttgart). Bruder Gerhard Reinthaler zieht nach Cham in der Oberpfalz.

Pater Fritz geht davon aus, dass das Klostergebäude aus den 1950er Jahren abgerissen werden muss. Was mit dem rund 9000 Quadratmeter großen Grundstück passiert, müssten seine Nachfolger entscheiden. Pfarrer Johannsen verweist auf Gespräche mit potentiellen Investoren: „Ganz sicher aber wird der bisherige Komplex so nicht bleiben können.“ Johannsen ist zwar „sporadisch in den Gemeinden“, halte sich aber bis Ende Juli zurück. „Ich bin sehr optimistisch, dass sich eine gute Zusammenarbeit mit dem Team und den Ehrenamtlichen ergeben wird. Die Vorzeichen stehen gut.“