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Kreuzwort

Pillenfrühstück

Ping. Die Bildnachricht geht auf meinem Smartphone ein: eine üppige Pillenration mit den knappen Worten: „Das ist mein Frühstück“. Ich schlucke. Nicht diese Pillen, aber die bittere Pille der Hilflosigkeit. Da liegt ein guter Freund seit Wochen im Krankenhaus und der gewohnte Alltag scheint sich zu verflüchtigen wie Wasser im heißen Sonnenschein.

Besuche. Praktische Hilfe. Familie, Freunde, Gemeinde sind gefragt: Unterstützungsmaßnahmen beantragen, Pflege organisieren, vielleicht sogar einen Umzug planen. Ich bin dankbar für institutionalisierte Hilfe, für gemeinsames Anpacken. Doch nicht immer gibt es praktische Lösungen. Wo ist Trost, wenn Heilung fraglich ist? Wenn Traurigkeit das Lebensgefühl bestimmt? Wenn die Gedanken den Schlaf, Sorgen den Atem nehmen?

Jesus stellt neben Krankheit und Angst etwas ganz anderes. Da ist der Gelähmte, der von vier Freunden auf einer Trage gegen äußere Widerstände zu Jesus gebracht wird. „Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ (Markus 2,5) Jesus nimmt den Glauben der vier Männer wahr. Sie erwarten Hilfe für den Freund. Damals konnten sie den Gelähmten auf einer Trage zu Jesus bringen und um Hilfe bitten. Diese Trage ist heute das Gebet. Für einen Menschen beten heißt, ihn vor Gott zu bringen.

Glauben die Freunde anstelle des Gelähmten? Über dessen eigenes Vertrauen wird nämlich nichts gesagt. Ist das die ureigenste Aufgabe der Kirche für Leidende und für die – leidende – Gesellschaft zu beten, gerade wenn sich viele von der Kirche abwenden? Stellvertretend beten für Kranke, Überforderte, Ratlose, denen selbst Kraft oder Vertrauen fehlt? Der dänische Philosoph, Theologe und Schriftsteller Soeren Kierkegaard sagt: „Das Gebet verändert nicht Gott, sondern es verändert den Betenden.“ Hier mag auch der Zweifelnde, die Nüchterne, der Atheist die allgemeine Relevanz des Betens ahnen.

Jesus Christus heilt zuerst die Seele, dann die Beine. Er vergibt Sünden und stellt so die beschädigte Verbindung zu Gott wieder her. Beten – gerade für und mit Kranken – heißt, das Vertrauen zu Jesus Christus zumindest neben die medizinische Versorgung, die sozialstaatliche Unterstützung und den persönlichen Beistand zu setzen. Und das Pillenfrühstück? Bittere und andere Pillen können nach meiner Erfahrung nach stiller Gebetszeit besser verdaut werden – in jeder Hinsicht.

Carolin Esgen, evangelische Prädikantin im Dekanatsbezirk Lohr