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Paradoxe und verwegene Bilder vom Kreuz

Würzburg (POW) Die Hinrichtung und der Tod Jesu ist ein Ereignis, das mit den Augen des Glaubens gedeutet werden muss, um es erfassen zu können. Wie vielfältig die Versuche solcher Deutung sein können, hat Dr. Rudolf Hoppe, Professor für Neues Testaments an der Universität Bonn, bei einer Tagung der Katholischen Akademie Domschule Würzburg am Samstag, 23. März, dargestellt. Anhand von Briefen des Neuen Testaments zeigte er, dass sich dort ein Vielklang unterschiedlicher Versuche findet, sich dieses Ereignis anzueignen. Der Zusammenklang der verschiedenen Stimmen könne aber zugleich auch als harmonisches Ganzes begriffen werden.
 
Während die Passionsberichte der Evangelien die erzählende Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu seien, gebe es zugleich im Neuen Testament viele bekenntnishafte Texte, die den Gedanken des Kreuzes Jesu in den Mittelpunkt stellten, sagte Hoppe. So sei im Ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther die Frage nach Gott eng mit der Frage nach dem Tod verbunden (1 Kor 1,10–25). Paulus gewinne sein Gottesbild vom Sterben und Tod Jesu her. Damit werde das Wort vom Kreuz für Paulus zum Zentrum des christlichen Glaubens. Er widerspreche hier diametral den eingefahrenen herkömmlichen Gottesbildern. Damals wie heute gehe es darum, das eigene Denken von Gott auf den Kopf stellen zu lassen. Im gekreuzigten Jesus realisiere sich das „Anderssein Gottes“.
 
Anhand eines hymnisch-liturgischen Textes aus dem Brief an die Kolosser erläuterte Hoppe, dass der Tod Jesu auch in verwegenen und paradoxen Bildern gedeutet worden sei: Aus der Tradition römischer Militärsprache werde hier die Symbolik des Triumphzugs entlehnt, die ursprünglich für den „Sieg über die Mächtigen“ stehe (Kol 2,13–15). Wenn in dem christlichen Hymnus der Gekreuzigte zum Triumphator werde, bedeute dies eine Umkehrung aller Machtverhältnisse. Politische Mächte und Zwänge würden entlarvt. Wenn das Kreuz zum Triumph werde, werde erkennbar: „Gott steht auf der Seite der Gedemütigten und Überforderten“.
 
Zwischen den Phasen der Auslegung biblischer Texte lud Musik von Avo Pärt, Ludwig van Beethoven und Johann Sebastian Bach zum Nachdenken und zur Besinnung ein. Musik habe eine tiefer gehende Kraft, die dort weiterführen könne, wo die Passion Jesu mit Worten nicht mehr zu erfassen sei, erläuterte Hoppe. Insofern sie über Worte und Sprache hinausführe, stehe Musik in der Nähe des Glaubens, der ebenfalls niemals erschöpfend ausgesagt werden könne. Daher könne Musik helfen, das Mysterium des Glaubens zu erschließen, wo Worte nicht mehr weiterführten.
 
(1302/0388; Telefax voraus)