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Mit einem Schritt nach Betlehem

Krippenausstellung bis 13. Januar im Malerwinkelhaus in Marktbreit: „Seht, die gute Zeit ist nah“ – 50 Krippen in allen Größen und Formen – Eindrucksvolle Zeitzeugen der Kirchen- und Familientradition

Marktbreit (POW) Eigentlich ist es viel zu schade, dass sie fast ein ganzes Jahr lang verpackt irgendwo in der Kammer im Dunkeln schlummert. Doch dafür ist der Moment ein ganz besonderer, wenn die Kiste vor Weihnachten hervorgeholt und geöffnet wird. Dann kommt sie wieder zum Vorschein: die Weihnachtskrippe. Und die dazugehörigen Figuren: Maria, Josef und das Jesuskind, Ochs und Esel, die Drei Könige aus dem Morgenland und die Hirten. Der menschgewordene Sohn Gottes in einer Futterkrippe auf Stroh gebettet – kaum vorstellbar. Und doch: Die Weihnachtskrippen führen es immer wieder vor Augen. Die Krippenausstellung im Museum Malerwinkelhaus in Marktbreit im Landkreis Kitzingen zeigt sehr eindrucksvoll, auf welch vielfältige Weise das möglich ist.

Die zweite Museumsbeauftragte Gudrun Wirths hat die Ausstellung konzipiert. „Jede Weihnachtskrippe hat einfach eine besondere Ausstrahlung“, sagt sie. „Die Innigkeit der Heiligen Familie wird so schön deutlich, und dann Ochs und Esel – man spürt richtig, wie ihr Atem das Jesuskind wärmt.“ Um die 50 Krippendarstellungen gibt es in den zwei Stockwerken im Malerwinkelhaus bis zum 13. Januar zu sehen – von der kleinsten Krippe in der Nussschale bis hin zu größeren Bauten, die gerade noch auf einen Tisch passen. Sie alle stammen aus Privatbesitz. „Wir hatten sehr viele Angebote“, sagt die erste Museumsbeauftragte Angelika Breunig. „Doch der Platz reichte einfach nicht mehr.“

Für die Krippe einer evangelischen Pfarrersfamilie aus Marktbreit haben sie sich sofort entschieden. „Die Krippe ist ganz besonders schön“, findet Wirths. Den Stall und die Umzäunung rundherum habe der Pfarrer selbst gezimmert. Die handgeschnitzten Figuren stammen aus Südtirol, jede einzelne ein liebevoll gestaltetes Kunstwerk aus Lindenholz. Alle sind sie vertreten: Maria und Josef beugen sich zur Krippe mit dem Jesuskind hinunter, dahinter im Stall stehen dicht beieinander Ochs und Esel. Die Hirten haben einige ihrer Schafe mit zum Stall geführt, ein Hirte kniet vor der Krippe, der andere spielt auf der Flöte – es muss ein fröhliches Lied sein. Auch die Drei Könige sind am Stall angekommen und bringen Gold, Weihrauch und Myrre. Der heutige Wert einer Figur liege zwischen 100 und 250 Euro, schätzen die zwei Museumsbeauftragten. Der Pfarrer sei inzwischen verstorben, doch seine Familie habe die Krippe gerne zur Verfügung gestellt.

Jede der ausgestellten Krippen hat ihre Geschichte – und meistens eine sehr familiäre. Denn als die Krippen nach 1800 aus dem kirchlichen Raum gedrängt wurden, wollten die Gläubigen nicht auf die Darstellung der Weihnachtsgeschichte verzichten. Die Krippenkunst blühte regelrecht auf, als immer mehr Familien Krippen in Auftrag gaben. Doch nicht jeder konnte sich die teuren Kunstanfertigungen leisten, deswegen wurde auch viel selbst gebaut. „Meistens war es ja so, dass der Vater mit den Kindern den Stall und die Landschaft rundherum selbst gezimmert hat, und die Figuren wurden dann gekauft“, erklärt Wirths. Neben den handgeschnitzten Holzfiguren gab es später dann auch erschwingliche Massefiguren oder ausfaltbare Krippen ganz aus Papier. Wirths hat selbst 30 Stück davon zu Hause gesammelt und kennt den Vorteil: „Die lassen sich einfach gut verstauen und aufheben.“ Doch deswegen sind sie nicht weniger aufwändig gestaltet: Als die Frauen eine Faltkrippe aus Karton aus dem Jahre 1880 auseinanderfalten, fällt es schwer, alle Details der Bilder aufzunehmen, die verteilt auf mehreren Ebenen einen dreidimensionalen Eindruck erwecken. Einen ganz anderen Zweck erfüllen die Kastenkrippen oder „Faulenzer-Krippen“. Auch davon gibt es in der Ausstellung eine zu sehen. In diesem Kasten ist die ganze Weihnachtsszene fest installiert. An Weihnachten wird einfach der Deckel geöffnet – schon ist man mitten drin in der Weihnachtsgeschichte.

Der heilige Franz von Assisi soll im Jahre 1223 als erster die Weihnachtsgeschichte als lebende Krippe nachgestellt haben. Seit 1600 sind Krippen an den bayerischen Herzogshöfen nachweisbar. Und die Jesuiten bauten 1601 in Altötting ihre erste Klosterkrippe, um die Glaubenslehre zu veranschaulichen. Doch auch heute noch sind die Krippen aktuell und finden in den weihnachtlichen Wohnzimmern ihren Platz. „Die Krippen bekommen wieder mehr Bedeutung“, sagt Breunig. „Das liegt bestimmt auch an der Sehnsucht nach Orientierung, nach dem Religiösen. Ein gutes Symbol dafür ist ja der Stern von Betlehem.“ Und der darf natürlich bei einer guten Krippe nicht fehlen, schließlich ist er der Grund dafür, dass die Weisen aus dem Morgenland den Weg bis zum Stall gefunden haben und ihre Geschenke bringen konnten. Die Familien heute haben es da leichter: Ein kleiner Schritt reicht da schon vom Weihnachtsbaum zur Krippe hin, um das Jesuskind zu sehen – oder sie finden den Weg ins Malerwinkelhaus nach Marktbreit.

Hinweis: Die Krippenausstellung im Malerwinkelhaus, Bachgasse 2, in Marktbreit ist geöffnet bis zum 13. Januar, dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, freitags bis sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr, sonst nach Vereinbarung. Am 24., 25. und 31. Dezember ist geschlossen. Weitere Informationen beim Museum: Telefon 09332/40546, Fax 09332/591597, E-Mail museum@marktbreit.de, Internet www.marktbreit.de.

(4707/1571; E-Mail voraus)

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