Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Kiliani-Wallfahrtswoche 2024 – Im Gespräch

Improvisieren will geübt sein

Domorganist Professor Stefan Schmidt über die Besonderheiten des Orgelkonzerts in der Kiliani-Wallfahrtswoche und die Arbeit hinter Improvisationen

Würzburg (POW) Unter dem Motto „Orgelsommer im Kiliansdom – Freundschaftskonzert zu Kiliani“ gibt Domorganist Professor Stefan Schmidt am Donnerstag, 11. Juli, um 19.30 Uhr im Kiliansdom ein Konzert. Vor dem Konzert gibt es um 19 Uhr einen Wein-Aperitif im Hof des Burkardushauses. Karten zum Stückpreis von 15 beziehungsweise zwölf Euro sind bei der Dominfo, Domstraße 40, und an der Konzertkasse erhältlich.

POW: Herr Professor Schmidt, Sie spielen am Donnerstagabend der Kiliani-Wallfahrtswoche ein Orgelkonzert im Dom. Auf welche Komponisten und Werke dürfen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer freuen?

Domorganist Professor Stefan Schmidt: Bei diesem Konzert geht es – logisch – um Kilian, aber auch um die Pflege der deutsch-französischen Freundschaft. Am 14. Juli hat die Grande Nation ihren Nationalfeiertag, und die Würzburger Gesellschaft zur Pflege der deutsch-französischen Beziehungen nimmt aus diesem Grunde schon traditionell an einem Orgelkonzert im Dom teil, wo ich äußerst gerne französische und deutsche Orgelmusik kombiniere. In diesem Jahr ist es ein bisschen anders, statt deutscher Musik gibt es ‚dutch music‘, also Musik aus den Niederlanden. Zu hören sind Jan Pieterson Sweelincks Variationen über den deutschen Choral „Mein junges Leben hat ein End“, den ich dem heiligen Kilian in den Mund legen möchte, wohl wissend, dass der Frankenapostel weder Orgeln noch Orgelmusik noch Kirchenlieder der Reformationszeit kannte. Dennoch passt es zu ihm, schließlich ist er ja nicht an Altersschwäche verstorben. Apropos relativ jung verstorben: Der zweite Teil des Programms besteht aus einer Improvisation über das Kilianslied in Hommage an Pierre Cochereau (1924-1984), der hochgradig beeindruckend als Organist an Nôtre-Dame in Paris gewirkt hat und dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Der dritte Teil des Programms ist ebenfalls einem berühmten Organisten von Nôtre-Dame de Paris gewidmet, Louis Vierne (1870-1937), der wie Cochereau plötzlich verstarb, in diesem Fall während seines logischerweise letzten Orgelkonzertes in der Kathedrale. Domorganist scheint ein gefährlicher Beruf zu sein (grinst). Vierne, vom Schicksal keineswegs verschont, komponierte 1930 seine extreme „6ième Symphonie“, ein Werk, mit dem ich mich schon seit 1988 befasse und das im November auf CD aufgenommen werden wird.

POW: In der Wallfahrtswoche spielen Sie mehr Gottesdienste als sonst im Jahr. Wann kommen Sie überhaupt zum Proben fürs Konzert?

Schmidt: Die Proben müssen vor der Wallfahrtswoche abgeschlossen sein, in der Woche selbst kommt man zu nichts.

POW: Im Konzert sind auch wieder Improvisationen von Ihnen zu hören. Hand aufs Herz: Wie viel ist bei den Improvisationen wirklich aus dem Stegreif gespielt und wie viel haben Sie sich vorher – zumindest skizzenhaft – schon festgehalten?

Schmidt: Wie funktioniert Improvisieren? Ähnlich wie Komponieren, aber ohne Papier. Skizzen zum Ablauf sind immer gut, selbst wenn man sie während des Spielens verwirft. Improvisieren muss man üben, üben hat mit Wiederholung zu tun. Formale Strukturen, harmonische Abläufe, Melodieverläufe etcetera. Das ist nicht zu verwechseln mit Auswendiglernen und dann als Improvisation verkaufen. Aber natürlich wiederholen sich Komponisten und Improvisatoren, günstigerweise spricht man dann vom Personalstil, einem Wiedererkennungseffekt.

(2724/0687; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet