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Peter Spielmann engagiert sich im Libanon

Hilfe fürs Kriegsgebiet

Seit mehr als 20 Jahren unterstützt Peter Spielmann Bedürftige im Libanon. Wie eine spirituelle Erfahrung zur Netzwerkarbeit zwischen Unterfranken und dem Nahen Osten führte.

Peter Spielmann ist unentwegt in Unterfranken unterwegs mit dem Ziel, die Botschaften des Evangeliums zu verbreiten (wir berichten auf Seite 4/5). Außerdem überwindet der 77-Jährige mit seiner privaten Spendengemeinschaft kulturelle Grenzen. Mit gut 70 Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus dem Raum Aschaffenburg initiiert und fördert er Hilfsprojekte im bitterarmen Norden Jordaniens, auch in Kriegszeiten.

Begonnen hat Spielmanns Verbindung in die Region mit einer Zeitschriftenanzeige. Die brachte ihn Anfang der 2000er-Jahre dazu, ins Wadi Qadisha im Norden Libanons zu reisen. Bekannt ist das Heilige Tal (seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe) für atemberaubende Natur, fünf Klöster und unzählige in den Berg geschlagene Höhlen, in die sich seit Jahrhunderten gläubige Christen zurückziehen; früher auf der Suche nach Schutz, heute auf der Suche nach Offenbarung. Ohne Vorkenntnisse reiste Spielmann dorthin, erhielt in einer Plastiktüte das Nötigste für seinen Aufenthalt in den Höhlen, und verbrachte seine Zeit damit, diese zu reinigen, nachzudenken und zu meditieren. Alle paar Tage war ein Besuch in einem nahe gelegenen Kloster verpflichtend, um seinen Gesundheitszustand zu überprüfen.

Vom Eremiten zum Geldsammler

Spielmann ging es gut. Er schrieb viel. Als er im Jahr darauf in den Libanon zurückkehrte, fand er sich in einem Festsaal in Beirut wieder. Seine Gedichte und Texte, auf Französisch und Deutsch verfasst, waren ins Arabische übersetzt, gedruckt und der Öffentlichkeit vorgestellt worden. So lernte der Kurzzeit-Eremit immer mehr Einheimische kennen. Er besuchte Kirchen, Klöster, Waisenhäuser und Armenspeisungen. Er betätigte sich als Reiseführer. Und er beschloss, etwas zurückzugeben. Inzwischen sammelt er Spenden, die vor allem im Kobayat-Gebirge eingesetzt werden. Dort, im äußersten Norden Libanons mit Blick nach Syrien, wirken christliche Gemeinschaften, mit denen Spielmann zusammenarbeitet. Sie verschicken Geschenkpakete zu Weihnachten, vermitteln Stockbetten an Familien mit wenig Wohnraum, zahlen das Schulgeld für Waisenkinder oder lassen Solaranlagen aufstellen.

Der Geldtransfer läuft pragmatisch ab, erklärt Spielmann: „Ich erfahre, was benötigt wird, und bereite Umschläge mit Bargeld vor.“ Die nimmt ein befreundeter Arzt, der im Libanon an einer Praxis beteiligt ist, mit in die Heimat. „Jeder Euro kommt an“, bekräftigt Spielmann, „und wenn ich mitfliege, nehmen wir doppelt so viel Geld mit“. Bis zu 10.000 Euro pro Person sind bei der Ausreise aus der Europäischen Union legal möglich.

Nächstenliebe contra Kriegstreiben

Neuigkeiten erfährt Spielmann aus täglichen Telefonaten, Kurznachrichten und Videoanrufen mit seinen Kontaktpersonen im Norden Libanons. Die erzählen seit Beginn der Angriffe Israels auf die Hisbollah nichts Gutes, raten dringend von Reisen in die Region ab. „Mir wird berichtet, dass selbst in der entlegensten Gebirgsregion nachts die Kampfdrohnen fliegen. Das raubt den Menschen den Schlaf, oder ihr Hab und Gut. Überall sind Flüchtlinge einquartiert. Das Essen wird knapp. Aus dem Waisenhaus, das wir unterstützen, wagt sich nur eine Handvoll Kinder in die Schule.“ Zudem leide auch die religiöse Toleranz in dem islamisch geprägten Land unter dem Krieg. Dem setzt Spielmann praktizierte christliche Nächstenliebe und persönlichen Einsatz entgegen – und wird weiter konkrete Hilfe organisieren.

Sebastian Haas