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Kreuzwort am 23. August 2025

Geistesmüde?

Ich beschäftige mich in den letzten Jahren intensiv mit der Lehre von V. Frankl, der vier Konzentrationslager überlebt hat und sich als Arzt sein Leben lang damit beschäftigt hat, wie der Mensch auch unter schwierigen Bedingungen sein Menschsein und seine Würde bewahren kann. Seine Erkenntnis: der Mensch hat den Willen zum Sinn und diesen Sinn erkennt er, indem er das Leben befragt, was es von ihm hier und jetzt konkret erwartet.

Dabei schaut er sehr genau hin, wer dieser Fragende ist, was ihn auszeichnet. Für Frankl ist der Mensch ein psychophysisches Wesen, das geprägt ist von seinen körperlichen und seelischen Dispositionen. Aber das allein macht den Menschen nicht aus: er sieht auch eine geistige Dimension. Diese befähigt den Menschen, eine eigene Haltung zum Leben zu entwickeln. So schreibt er z.B.: „Was das Schicksal gefügt hat, darüber hat der Mensch noch zu verfügen.“ Seine personale Existenz drückt sich in dieser geistigen Dimension aus.

Diese „Verfügungsmacht“ von uns Menschen hat mich schon immer angesprochen. Denn sie zeigt mir, dass wir dem Leben nicht einfach ausgesetzt sind. Wir sind, so Frankl, das Wesen, das auf die Fragen des Lebens antworten kann. Und wenn wir glücklich werden wollen, sogar antworten müssen. Dabei übersieht Frankl nicht, wie schwer wir Menschen es uns oft selber machen, aber er sagt auch: „ich muss mir von mir selber nicht alles gefallen lassen!“

Wenn ich weiß, was mir wichtig ist, wenn ich etwas als sinnvoll erkannt habe, dann hilft mir meine geistige Dimension, dies auch zu verwirklichen, trotz der Beharrungskräfte, die in mir und meinem Umfeld wirken. „Wo ein Ziel ist, dort ist auch ein Wille.“

Ich habe das Kreuzwort mit „geistesmüde“ überschrieben. Mir scheint, dass in unserem Land und unseren Kirchen eine große „Müdigkeit“ vorherrscht. Es wird zu wenig deutlich, wo es hingehen soll und die Beharrungskräfte sind dementsprechend groß. Im persönlichen Leben gilt: wer müde ist, braucht eine Auszeit, um danach ausgeruht und mit frischem Geist wieder ans Werk zu gehen. Gesellschaft und Kirche können sich keine Auszeit nehmen. Aber: wir können uns als freie Bürger und Gläubige – nach solchen Auszeiten – einbringen und Verantwortung übernehmen. Denn Freiheit ist immer auch eine Freiheit zu etwas und damit eine Auf-Gabe.

Und so hoffe ich, dass Sie über den Sommer gute Auszeiten haben, den Geist in sich spüren und wir uns im Herbst beflügelt den Aufgaben stellen, die uns das Leben aufgibt.

Dr Peter Müller

Theologe und Pädagoge