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Endlich wieder Schule

Würzburg (POW) „Wie spät ist es?“, fragt Barbara Sülzer die Kinder. „Es ist halb zehn“, sagt Juri langsam und in gebrochenem Deutsch. Juri hat den großen Ball aufgefangen und ist an der Reihe zu antworten. „Und welche Farbe hat Dein Hemd?“ „Rot“, antwortet Zenebu schnell. Spielerisch lehrt Barbara Sülzer die Kinder Deutsch. Seit Anfang des Schuljahres dürfen sie wieder lernen, jeden Tag kommt eine eigene Lehrerin zu ihnen.

Mit Hilfe des staatlichen Schulamtes der Stadt Würzburg ist der Unterricht wieder möglich. Auf Bitten der Caritas richtete die Behörde in der Würzburger Aufnahmeinrichtung eine Außenstelle der Mönchbergschule ein. Mit Barbara Sülzer fand sich zudem eine erfahrene Pädagogin. Sie sammelte zuvor Unterrichtserfahrung mit Kindern der so genannten Boat People aus Vietnam. In der Aufnahmeeinrichtung unterrichtet sie Kinder aus Russland, Tschetschenien, Afghanistan, Israel und der Türkei. Die Kinder sind zwischen fünf und 15 Jahre alt. Wie in einer normale Schule beginnt der Unterricht um 8 Uhr und endet gegen 13 Uhr. Inhalte und Methoden orientieren sich am Wissensstand und an den Deutschkenntnissen der Schüler. Die Kinder jedenfalls, sagt Barbara Sülzer, sind ganz eifrig bei der Sache, wollen lernen und freuen sich auf den Unterricht.
 
Zenebu ist neun Jahre alt und stammt aus Afghanistan. Der elfjährige Juri ist Russe. Beide leben schon seit einigen Monaten in Deutschland. Vieles ist ihnen noch unbekannt. Bis ihr rechtlicher Status geklärt ist, müssen sie mit ihren Familien in der staatlichen Aufnahmeeinrichtung bleiben. Das Areal in Würzburg war früher eine Kaserne, die Umgebung sieht entsprechend aus. Sport- und Freizeitmöglichkeiten haben die Kinder kaum, ein Schulbesuch war bisher nicht möglich. Die deutsche Sprache mussten sie sich gegenseitig beibringen.
 
So wie Zenebu und Juri geht es vielen Flüchtlingskindern. Das Warten zermürbt und kann viele Monate dauern. Wertvolle Zeit geht verloren, denn Schule bedeutet nicht nur das Erlernen der neuen Kultur und Sprache, sondern fördert auch soziale Kontakte. Der Caritasverband unterhält in der Aufnahmeinrichtung eine Beratungsstelle. Für die Kinderbetreuung stehen zwar ein Klassenraum und ein Spielzimmer zur Verfügung, doch Lehrer hatten hier zuletzt vor neun Jahren unterrichtet. Auch das Spielzimmer konnte wegen fehlender Mittel nicht regelmäßig genutzt werden.
 
Heute mangelt es an der Ausstattung des Klassenzimmers. Viele Unterrichtsmaterialien und Spielsachen fehlen: Wassermalkästen, Knetgummi, Wachsmalstifte, Würfel- und Lernspiele, Bilderbücher, Bälle und Hüpfseile, Scheren, Klebstoff, Buntpapier und Grünpflanzen für das Klassenzimmer oder Kinderräder werden gebraucht. Wer derartige Gegenstände ungenutzt zu Hause stehen hat und nicht mehr benötigt, kann sie an der Pforte des Diözesancaritasverband in der Franziskanergasse 3 oder in der Caritas-Flüchtlingsberatung in der Koellikerstraße 5 in Würzburg abgeben.
 
(5002/1602)