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„Ein stärkeres und nachhaltigeres Erlebnis kann es nicht geben“

Würzburg (POW) Für den Geschmack des Lebens jenseits von materiellem Luxus hat Professor Dr. Erich Garhammer am Mittwochabend, 27. Februar, bei seiner Fastenpredigt im Kiliansdom geworben. Die Fastenzeit könne Anstoß sein, das neu in den Blick zu bekommen, was Jesus als „Fülle des Lebens“ bezeichnet. Das betonte der Pastoraltheologe bei seiner Ansprache mit dem Titel „Jung, dynamisch, vital – das christliche Menschenbild?“.
 
„Kein Papst kann mir diktieren, was ich zu tun und zu denken habe“, zitierte Garhammer eine Journalistin. „Stattdessen diktieren die Mediengötter den Menschen, wie sie zu leben haben.“ Als Beispiel nannte er den steigenden Zulauf der Schönheitschirurgen, bei denen sich bereits 14-Jährige unters Messer legten. „Der Mensch nach DIN-Norm hat heute jung, schön, gesund, vital, schlank und (aero-) dynamisch zu sein.“
 
Garhammer deutete dies als Zeichen der Erlebnisgesellschaft. Hier sei die Maxime, herzuzeigen, was man könne und habe. Der kategorische Imperativ laute: „Erlebe dein Leben!“. In der Mangelgesellschaft hingegen waren die Menschen gewohnt, mit wenig zufrieden zu sein. Auf die Erfüllung von Wünschen hätten die Menschen wie selbstverständlich lange gewartet. Die veränderten gesellschaftlichen Vorzeichen führten heute viele Menschen in einen Erlebnis- und Schönheitsstress. Urlaub in Form von „Inselhopping“, bei dem möglichst viele schöne Plätze innerhalb kurzer Zeit besucht werden, oder die Namenssuche für ein Kind, bei der es nur um einen möglichst schönen Klang des Namens geht, nannte Garhammer als Beispiele.
 
Christen müssten in der Erlebnisgesellschaft nicht verloren „in der Ecke“ stehen. Zwar gebe der Glaube keine direkten Antworten auf ganz konkrete Fragen, er erschließe aber eine eigene Weltsicht und ein Kraftpotential. „Wer an Gott glaubt, kann zu seinen Mitmenschen sagen: Du musst mein Gott nicht sein.“ Diese Erkenntnis nehme beispielsweise bei Partnerschaften zu hohen Erwartungsdruck, sagte Professor Garhammer. Der Glaube an das Kreuz eröffne einen ganzheitlicheren Blick auf das Leben. „Wer damit rechnet, dass sein Leben durch-kreuzt wird, traut sich auch, das Unangenehme darin anzuschauen.“
 
Als Konsequenz aus dem Glauben an Gott verändere sich auch das Menschenbild. Der Schöpfer sage zu jedem Menschen ein unbedingtes Ja, jenseits von Leistung und trotz aller Schuld. Er begleite jeden Einzelnen, auch in den finsteren Abgründen des Lebens. „Ein stärkeres und nachhaltigeres Erlebnis kann es nicht geben.“ Gott gebe jedem Menschen die Zusage: „Du kannst umkehren“. Und er versichere jedem einzelnen: „Du kannst und darfst lieben, deinen Nächsten wie dich selbst.“
 
Diese positiven Glaubenskonsequenzen habe wohl auch der Autor Heinrich Böll als Kritiker der katholischen Kirche gekannt. Von ihm stammt das Zitat, er würde auch die schlechteste christliche Welt der besten atheistischen vorziehen. Garhammer deutete dies als ein Zeichen dafür, dass der Glaube an Gott „den Raum weit macht, für mich, für Alte, Kranke und alle, die am Rande der Gesellschaft stehen“.
 
(1002/0289; Telefax voraus)