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„Danke für Ihren hochherzigen Einsatz“

Priester- und Diakonentag des Bistums Würzburg – Jesuitenpater Michael Schneider referiert über das Thema „Der Seelsorger heute – in Vollmacht und Ohnmacht“ – Gedenken an den 50. Jahrestag der Seligsprechung des Märtyrerpriesters Liborius Wagner

Würzburg (POW) Vor 50 Jahren ist der Märtyrerpriester Liborius Wagner (1593-1631) seliggesprochen worden. Welche Botschaft geht von der Seligsprechung aus? Welche Bedeutung haben die priesterliche Existenz und das Schicksal des Seligen für die heutige Zeit? Mit diesen Fragen befasste sich der Priester- und Diakonentag der Diözese Würzburg am Montag, 25. November, im Würzburger Burkardushaus. Vor rund 120 Priestern und Diakonen sprach Jesuitenpater Michael Schneider, Spiritual des Priesterseminars Eichstätt, über das Thema „Der Seelsorger heute – in Vollmacht und Ohnmacht“. Im Anschluss feiert Bischof Dr. Franz Jung einen Gottesdienst im Kiliansdom. „Von Herzen danke ich Ihnen als Bischof für Ihren hochherzigen Einsatz in unserem Bistum und für alle Anstrengungen und Mühen, auch in unseren Tagen den Menschen durch Wort und durch Beispiel die Frohe Botschaft zu verkünden“, sagte er.

Schneider verglich den Priester und Diakon mit einem Bootsmann, der dem Spiel der Wellen ausgesetzt ist. „Wir erfahren das heutzutage recht unmittelbar, sobald sich uns die Frage aufdrängt, ob wir in der Kirche wirklich alle noch denselben Glauben teilen – den Glauben an einen dreieinen Gott, das Bekenntnis zur Menschwerdung des Gottessohnes und seiner Auferstehung und Himmelfahrt.“ Die wenigsten Menschen schienen an einen Himmel und ein ewiges Leben zu glauben, sie wollten gar nicht ewig leben. „Damit sind zentrale Inhalte unseres Glaubens angefragt, was auch uns selbst im Dienst als Priester und Diakon anficht. Scheint es heute doch ausgemacht zu sein, dass man im Leben recht gut auch ohne Gott auskommt, man vermisst ihn noch nicht einmal.“

Der Pastoraltheologe Jan Loffeld gehe von der Feststellung aus, dass immer mehr Menschen gegenüber religiösen Fragen gleichgültig geworden seien. Medial werde Religion gar als „Bedrohung und Freiheitsbeschränkung“ wahrgenommen. Loffelds Ansicht nach stünden in der katholischen Kirche derzeit zwei Paradigmen im Widerstreit: „Optimierung“ und „Transformation“. „Optimierung“ stehe für die Frage, wie die Pastoral durch neue Strukturen, Institutionen und Konzepte effizienter und besser organisiert werden könne. Unter „Transformation“ verstehe Loffeld den Weg der Neuevangelisierung und Bekehrung. Das treffe sich inhaltlich mit dem Schreiben „In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“ der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2022, erläuterte der Referent. Doch sei es angesichts der Missbrauchsskandale schwierig, noch glaubwürdig von „Seelsorge“ zu sprechen.

Eine Antwort auf die Frage nach einem glaubwürdigen Lebenszeugnis fand Schneider in dem Apostel Paulus. Dieser habe gesagt: „Nicht mehr ich lebe, Christus ist es, der in mir lebt.“ Über Jahre habe er die Jünger verfolgt, bis er auf dem Weg nach Damaskus eine Stimme hörte, die sagte: „Was verfolgst du mich?“ Gleiches dürfe man von Liborius Wagner sagen: Nicht aufgrund seines eigenen Vermögens bestehe er die Folter. „Christus ist es, der in seinen Zeugen die Qualen des Martyriums erleidet“, erläuterte Schneider. Christus unterscheide sich von einem Propheten und Religionsgründer dadurch, dass er selbst nichts zu sagen habe: „Er ist, was er zu sagen hat: ,Wer mich sieht, sieht den Vater.‘“

Jesus beauftrage die Seinen, mit „Vollmacht“ die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, fuhr Schneider fort. „Macht und Vollmacht des Zeugen bestehen in der Fähigkeit, alle Dinge des Lebens, des eigenen Lebens wie auch das der anderen, von Gott her zu verstehen und zu deuten. Derzeit wird viel diskutiert über pastorale Strategien und Strukturen, letztlich von Bedeutung wird jedoch sein, dass unser Tun mit einer geistlichen Kompetenz unsere von Christus her geschenkte Vollmacht bezeugt. Im Alltag gilt es, das innere Lebensprojekt, das uns erfüllt, auszubuchstabieren, zumal es für uns Priester und Diakone wiederum identisch ist mit unserer Berufung.“ Doch wer nach dem „inneren Lebensprojekt“ seines eigenen Daseins im Glauben frage, komme an den Erfahrungen von Versagen, Schuld und Sünde nicht vorbei. Es gelte, die Wirklichkeit des eigenen Daseins anzunehmen, so wie jene Frau, die Jesus für sein Leiden und Sterben mit kostbarem Öl salbt. „Wer im Dienst der Seelsorge steht, verschenkt auf gleiche Weise im Überfluss, also mehr als nötig, Zeit und Gebet, Aufmerksamkeit und Zuneigung dem Herrn, der sich für jeden von uns hingegeben hat.“

Wenn er an den seligen Liborius Wagner denke, kämen ihm drei Haltungen in den Sinn, sagte Bischof Jung in seiner Predigt: „Die Bereitschaft, sich senden zu lassen, die Mühe, nach pastoral vertretbaren Lösungen zu suchen, und der Mut, auszuharren im Dienst.“ Wagner habe sich in das überwiegend protestantische Altenmünster senden lassen. Sein Vorgänger im Amt musste die Pfarrstelle räumen, weil er eine Dienstmagd geschwängert hatte. Doch Wagner habe sich der Situation gestellt. „Im Umbruch unserer Tage gibt es wohl kaum eine Pfarrstelle ohne die bekannten Schwierigkeiten, die uns allenthalben drücken, von Personalmangel über Finanzknappheit und Verteilungskämpfe von Ressourcen. Ich danke allen, die sich wie Liborius Wagner senden lassen und den Aufgaben nicht ausweichen, die uns als Kirche im Allgemeinen und als Kirche von Würzburg im Besonderen gestellt sind“, betonte der Bischof.

Als einziger Seelsorger am Ort sollte Wagner eine protestantische Frau beerdigen, fuhr Bischof Jung fort. „Nun stand er vor dem Problem, dass ein evangelischer Christ nicht auf einem katholischen Friedhof beigesetzt werden konnte.“ Doch dann habe sich Wagner daran erinnert, dass der katholische Friedhof über die Straße hinweg erweitert worden sei – und der Flurstreifen der Straße keine geweihte Erde war. Wagner habe in Absprache mit der bischöflichen Behörde nach einem gangbaren Weg gesucht, um den Ansprüchen der Menschen und seinen priesterlichen Pflichten zu genügen. „Jeder von uns kennt den Spagat zwischen pastoralen Vorgaben und den Wünschen der Menschen“, sagte Bischof Jung. Das Beispiel Wagners ermutige dazu, nach pastoral verantwortbaren Lösungen zu suchen, „auch wenn sie uns manche schlaflose Nacht bereiten“.

Als guter Hirte sei Wagner nicht geflohen, sondern in seinem Pfarrsprengel geblieben. „Gründe, wegzulaufen und hinzuwerfen, gibt es auch heute genug“, sagte Bischof Jung. Auch wenn man nicht täglich den Tod vor Augen habe, wie es in vielen Teilen der Welt der Fall sei, zehrten doch das Sterben kirchlichen Lebens und die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Kirche an der Kraft. Das Beispiel von Liborius Wagner möge als Ansporn dienen, schloss der Bischof.

sti (POW)

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