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Andere Wege zu den Gläubigen

Pfarrer Axel-Ulrich „Alejo“ Gerling wirkt seit über 50 Jahren in Bolivien. Bei der Pastoralreise im Frühjahr besuchte die Reisegruppe um Bischof Dr. Franz Jung den Missionar und lernte dessen frühere Wirkungsstätten kennen.

Die Freude darüber, dass die Gruppe aus Deutschland kommt, ist Pfarrer Axel-Ulrich Gerling anzusehen. Oder, wie man ihn hier nennt, „Padre Alejo“. Er ist ausgestattet mit Lautsprecher und Mikrofon und hat für die bevorstehende Fahrt einen Kleinbus gechartert. Wie ein Reiseleiter zeigt der Endsiebziger seine früheren Wirkungsstätten – die Gemeinden Aramasi und Ramadas.

Gerling, 1945 in Würzburg geboren, wuchs in Karlstadt auf. 1972 wurde er zum Priester geweiht und war Kaplan in Kirchzell im Landkreis Miltenberg. Ein Jahr später ging er als sogenannter „Fidei Donum“-Priester nach Bolivien, angeregt durch die päpstliche Enzyklika von 1957, in der Papst Pius XII. dazu aufgefordert hatte, Geistliche aufgrund des Priestermangels vor allem nach Afrika, Asien und Südamerika zu schicken.

Indigene Sprachen gelernt

Als er in Bolivien ankam, war Gerling überrascht: „Ich habe gedacht, die Menschen sprechen nur Spanisch. Dann habe ich herausbekommen, dass sie auch Quechua und Aymara sprechen.“ Am Anfang habe man ihm gesagt, er müsse die Sprache nicht lernen. Doch das habe er anders gesehen: „Ich muss in meiner Muttersprache von Gott erzählt bekommen.“ Sechs Monate lang lernte er Quechua – und zwar in der Stadt, weswegen er gleich in seiner Pfarrei Independencia ausfiel. Zehn Jahre später machte Gerling das Gleiche und lernte Aymara.

Unterwegs auf dem Pferd

1978 war eine Stelle in der Provinz Tapacari im Erzbistum Cochabamba frei geworden. „Sie galt als die ärmste Pfarrei von Bolivien.“ Das habe er als junger Priester als Herausforderung gesehen. Seit etwa zehn Jahren unterstützt ihn nun ein Pfarrer in den Landgemeinden. Gerling selbst ist seit 2010 Finanzdirektor der Erzdiözese Cochabamba.

Auf der gemeinsamen Reise mit Bischof Jung führt der erste Stopp in die Gemeinde Aramasi – wo Gerlings Schwester Andrea wartet. Sie und ihr Mann unterhalten dort eine Schule für Garten- und Ackerbau. In einem Klassenraum betrachtet die Delegation eine Karte der Pfarrei. Eingezeichnet sind die örtlichen Kirchen, die Einsatzorte der Priester und der Katecheten, die in der Pastoral mithelfen und beispielsweise auf die Firmung vorbereiten.

Im Außenbereich des Geländes finden sich zwei Plakate mit vielen Bildern von Gerling. Sie zeigen ihn in verschiedenen Situationen als Priester, auch auf dem Pferd. Von Ort zu Ort zu kommen, sei am Anfang schwierig gewesen, erinnert sich der Missionar: „Ich hatte kein Auto, und fürs Auto gab es keine Wege. Also bin ich mit dem Rucksack von einer Gemeinde zur anderen gelaufen. 120 solcher Comunidades gab es!“ Gerling hatte schnell festgestellt: Ein Pferd muss her. Ein ehemals Münchner Pfarrer aus der Nachbarpfarrei schenkte ihm zwar zwei. Doch: „Das waren Riesenpferde, die haben nur gefressen. Dann habe ich sie gegen Ponys getauscht.“

Ein Land im Umbruch

Auch der Reisegruppe aus dem Bistum Würzburg wird schnell klar, warum Pferde eine gute Wahl als Transportmittel sind: Der Weg führt weiter nach Ramadas zu einer Firmung. Als Straße dient ein ausgetrockneter Fluss. Ganz schön holprig, und wenn es stark geregnet hat: nicht befahrbar.

Dennoch erläutert Axel-Ulrich Gerling, dass sich in den vergangenen51 Jahren in Bolivien viel verändert habe: Straßen seien nicht mehr nur aus Kies und Sand gebaut, Hochhäuser entstanden, die Bevölkerungszahl habe sich auf 11,3 Millionen Menschen fast verdoppelt. So lag das Durchschnitts­alter im Jahr 2021 bei 23,9 Jahren, mehr als 20 Jahre jünger als in Deutschland. Die Regierung komme mit dem Bau von Bildungseinrichtungen nicht nach.

Im Einklang mit der Jugend

Auch die Gemeinde in Ramadas ist denkbar jung. Und dennoch wirkt der 79-jährige Gerling während einer Firmung, als ob er einfach dorthin gehört. Zum Beispiel, wenn er die Worte von Bischof Jung in Quechua übersetzt oder mit den Gemeindemitgliedern spricht (wir berichteten in der Sonntagsblatt-Ausgabe 17/2024).

Gerling wird seinen Ruhestand in Bolivien verbringen und nicht wieder nach Deutschland zurückkehren. Aus gesundheitlichen Gründen wohnt er inzwischen bei seiner Schwester und deren Mann in Cochabamba, der viertgrößten Stadt des Landes. Dort informiert er sich regelmäßig auf digitalem Weg über das, was in der Heimat passiert – über das Würzburger katholische Sonntagsblatt und die Main-Post. Die neue Aufmachung des Sonntagsblatts gefällt ihm gut. „Sie hat Niveau“, findet der Missionar.

Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Anna-Lena Ils