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Goldenes Caritaskreuz für Wolfgang Taubert

Bad Neustadt/Mellrichstadt (POW) Wolfgang Taubert, langjähriger Fachoberschullehrer in Bad Neustadt, ist mit dem Goldenen Caritaskreuz ausgezeichnet worden. Der Caritasverband würdigt damit die 25-jährige Integrationsarbeit des Erziehers in Bad Neustadt.
 
Das Eingliedern junger Aussiedler lag dem gebürtigen Thüringer immer am Herzen, die Rhön anfangs nicht. Als Taubert 1964 nach dem Lehramtsstudium für Realschulen vom Studienort München zu seiner ersten Stelle nach Mellrichstadt geschickt wurde, war er gar nicht glücklich. „Mellrichstadt gehörte zu den Orten, an die ich eigentlich nicht wollte.“ Doch zusammen mit seiner Frau wurde er schnell heimisch. Heute bereut er die vier Jahrzehnte in der Rhön nicht, sondern sieht viele Vorteile in Leben einer Kleinstadt.
 
1973 wechselte Taubert an die Fachoberschule nach Bad Neustadt. 1977 wurde das Christliche Bildungswerk zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration von jugendlichen Aussiedlern gegründet. Konnten jüngere Schüler in den regulären Schulbetrieb eingegliedert werden, so gab es Probleme für Jugendliche, die höhere Schulabschlüsse anstrebten. Ihnen fehlte mit Englisch ein wichtiges Prüfungsfach. Auch ihre Deutschkenntnisse waren vielfach nicht ausreichend.
 
Im Sommer 1978 wurden an der Fachoberschule Lehrer gesucht, die Aussiedlern in den Sommerferien schulvorbereitenden Unterricht geben. Wolfgang Taubert meldete sich und verzichtete auf den Urlaub. Der Kurs baute vielen Jugendlichen eine Brücke in die Fachoberschule und etablierte sich als Dauereinrichtung. Taubert war immer mehr fasziniert von dieser Arbeit, denn sie war „allein von der Pädagogik und Erfahrungen geprägt, nicht von Vorschriften des Kultusministeriums“. Zusammen mit dem Christlichen Bildungswerk entwickelte der Pädagoge ein in Bayern einmaliges schulisches Eingliederungsmodell für Aussiedler. Im Kultusministerium erwirkte er eine Sonderregelung, die das Prüfungsfach Englisch durch Polnisch, Rumänisch oder Russisch ersetzte.
 
Ein Jahr nach dem Start der ersten Aussiedler-Gruppe in der 11. Klasse der Fachoberschule richtete die Realschule Bad Neustadt eine „Besondere Förderklasse 10“ ein, in der Aussiedler in einem Jahr die Mittlere Reife erreichen konnten. Mit diesem Eingliederungskonzept wurde Taubert in Fachkreisen bayernweit bekannt. Als sich das Bundesjugendministerium 1993 aus der Finanzierung zurückzog, stand das Neustädter Modell vor dem Aus. Taubert gelang es, beim Kultusministerium eine Förderung der Schüler durchzusetzen. Den gleichen Schwierigkeiten begegnete er 1999 noch einmal, als die Förderung der auf die Fachoberschule vorbereitenden Kurse wegbrach.
 
„Viele hundert deutschstämmige Jugendliche aus den ehemaligen Ostblockstaaten verdanken Ihnen einen gelungenen Start mit guten Lebenschancen in der neuen Heimat Bundesrepublik Deutschland,“ sagte Domkapitular Dietrich Seidel, Vorsitzender des diözesanen Caritasverbandes, in seiner Laudatio. Im unermüdlichen Engagement Tauberts und besonders in seinem Einsatz für jeden einzelnen Schüler werde die „karitative und christliche Grundeinstellung“ des Geehrten deutlich.
 
Im Juli 2001 schied der inzwischen zum Studienrektor beförderte Taubert mit 65 Jahren aus dem aktiven Dienst aus. Ganz abschalten kann er noch nicht: „Mir geht immer noch das Messer in der Tasche auf, wenn ich sehe, wie die Politik vielfach an der Realität und am Bedarf der Aussiedler vorbei plant und organisiert.“
 
(0403/0105; Telefax voraus)