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Würzburg - Unsere Liebe Frau

Das war aber jetzt kein cis!

Erinnerungen an Erwin Horn, langjähriger Organist in der Kirche Unsere Liebe Frau, der am 11. Juli 2025 im Alter von 84 Jahren gestorben ist.

Als ich 2011 Kaplan in ULF wurde, begegnete mir rasch der Stammorganist der Pfarrei, Erwin Horn. Er spielte schon lange Jahre hier und ich ahnte anfangs nicht, mit welcher Kapazität auf dem Orgelsektor ich es zu tun hatte. 
Die Zusammenarbeit war von Beginn weg wunderbar. Es entwickelte sich eine gute und freundschaftliche Beziehung. Erwin war so gut wie immer da, auch für spontane Einsätze wie Beerdigungen und spielte sowieso jedes Lied aus dem Gotteslob in welcher Tonlage auch immer. Manche Lieder mochte er weniger, und das merkte man dann auch, wenn die Begleitstimmen nicht so prächtig waren. Öfter mal ließ er erkennen, dass ihm das Schlusslied nicht gefällt, wenn es eines war, über das er zum Auszug nicht gut improvisieren konnte.
Er machte mir auch Mut, von ihm begleitet als Kantor zu singen. Er hatte nämlich die Gabe, das zu spielen, was ich gesungen habe, und nicht umgekehrt. 
Als sich 2015 das Bläserensemble Heilichs Blechle – damals noch namenlos – zusammenfand, begann eine wunderbare Zusammenarbeit. Größtenteils Amateure am Blech und ein Vollprofi an der Orgel, und dennoch ein Arbeiten auf Augenhöhe. In den folgenden Jahren hatten wir zusammen ungezählte schöne Gottesdienste. Erwin liebte dieses Zusammenspiel wirklich sehr. 
Vor einem Gottesdienst saß ich mit Erwin in der Sakristei, der Ablauf war wie immer binnen weniger Momente schon besprochen. Auf der Orgelempore probten die Blechmusiker. Wir unterhielten uns und hörten mehr oder weniger genau zu. Plötzlich, mitten im Gespräch, sagt Erwin: „Das war aber jetzt kein cis“! Ich sagte: „Was“? „Die Tuba, an der einen Stelle gehört ein cis“!
Seine Tierliebe war groß, nicht nur in den heimischen vier Wänden. Einmal, um Pfingsten, verirrten sich zwei Tauben in die Kirche und wir bekamen sie nicht schnell wieder hinaus. Erwin konnte nachts kaum mehr schlafen und stellte Wasser für die armen Tauben hin. Seine Tierliebe wurde auch dadurch kaum gemindert, dass die Tauben ihr Geschäft zum Teil auf die Orgeltasten verrichtet haben.
An Weihnachten hat er während des Orgelspiels zur Kommunion immer die „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ versteckt, worauf viele immer gewartet haben.
Er hat in seinem Leben viele Auszeichnungen erhalten. Aber ich bin sicher, dass die Ehrenmitgliedschaft bei Heilichs Blechle einer der schönsten für ihn war. Hier war er nicht nur der angesehene Bruckner-Experte und großer Organist, sondern einfach der Erwin. 
Das Alter brachte auch bei Erwin Horn manche Einschränkung und Erkrankung mit sich. Er litt unter diesen Problemen, und irgendwann kam der Zeitpunkt, seine Tätigkeit zu beenden. Es war weder für ihn noch für uns als Pfarrei einfach. Was ihn beruhigte war, dass er seinen Nachfolger kannte und schätzte.
Es gibt vieles im Leben, dass einem geschenkt wird. Vor allem die Begegnung mit wunderbaren Menschen wie Erwin Horn. Dafür sind viele einfach dankbar und ULF wird sich an Erwin erinnern.

P. Fritz Vystrcil